Vor-Ort-Termin zu ereignisbezogenen Lärmentgelten am Flughafen:

Leises Fliegen soll sich lohnen

Wir alle kennen es vom Autofahren: Rücksichtsvolles Fahren und frühes Schalten spart Kraftstoff und mindert Lärm. Was beim Auto inzwischen selbstverständlich geworden ist, ist auch in der Fliegerei möglich. Airlines und Piloten haben anhand des gewählten Flugverfahrens entscheidenden Einfluss auf den tatsächlichen Lärmausstoß der Flugzeuge. Mit modernen, umwelt- und lärmschonenden Startverfahren können Flugzeuge schon jetzt deutlich leiser starten und landen als mit konventionellen Start- und Landeverfahren. Die Flughafengesellschaft (FBB) plant diese leisen Start- und Landeverfahren mit einer neuen Entgeltordnung zu fördern und mit der Inbetriebnahme des BER leises Fliegen zu belohnen.

Die Landtagsabgeordneten Tina Fischer, Helmut Barthel und Ludwig Scheetz, alle in Gemeinden im Flughafenumfeld beheimatet, haben sich die Pläne der FBB vor Ort von den zuständigen Experten vorstellen lassen und kritisch hinterfragt. Dr. Kai Johannsen, Beauftragter für Lärmschutz und Luftreinhaltung, stellte den Abgeordneten das neue Verfahren vor. Auch der Leiter Schallschutz und Umwelt, Ralf Wagner, sowie die Umlandbeauftragte Rosemarie Meichsner standen für Fragen zur Verfügung.

Wie kam es aber überhaupt zu diesem Thema? Im Rahmen von Forschungsarbeiten ist der FBB aufgefallen, dass es in Schönefeld und Tegel starke Unterschiede zwischen den Flugverfahren einzelner Airlines gibt. Einige starten nach dem sogenannten Steilstartverfahren und verursachen damit deutlich weniger Lärm im direkten Flughafenumfeld. Andere starten nach dem Flachstartverfahren und verursachen damit mehr Lärm, weil die Flugzeuge näher am Boden bleiben. Die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) empfiehlt für Flughäfen mit dichter Besiedelung, wie den BER, Schönefeld und Tegel das leisere Steilstartverfahren.

„Mich verwundert, dass einige Airlines bewusst die Empfehlungen der ICAO ignorieren und aus rein wirtschaftlichem Interesse die Gesundheit der Anwohnerinnen und Anwohner am BER über das notwendige Maß hinaus gefährden. Fluggesellschaften sind gut beraten, die Akzeptanz der Anwohnerinnen und Anwohner des Flughafens nicht unnötig zu gefährden.“ stellt die Landtagsabgeordnete Tina Fischer fest. Ihr Abgeordnetenkollege Helmut Barthel ergänzt: „Auffällig ist, dass gerade die beiden großen Billigflieger in Schönefeld in der Lage sind, ihre Startverfahren unkompliziert anzupassen und leiser zu fliegen. Ryanair fliegt schon seit November 2015 nach dem leiseren Startverfahren. Diese Einsicht erwarten wir auch von den großen deutschen Airlines.“

Der zukünftige BER wird über ein sehr dichtes Netz von insgesamt 31 Lärmmessstellen verfügen, die den tatsächlichen Lärm von startenden und landenden Flugzeugen messen. Die anfallenden Lärmentgelte für Starts und Landungen sollen nach diesem Wert erhoben werden. Lautere Flüge kosten dann mehr, leisere weniger Entgelt. Davon erhofft sich die FBB eine signifikante Reduzierung des anfallenden Lärms. Derzeit werden die Flugzeuge, wie an anderen Flughäfen auch, in sogenannte „Lärmklassen“ eingeteilt und danach abgerechnet. Unabhängig davon, wie laut das Flugzeug startet oder landet.

Der Landtagsabgeordnete Ludwig Scheetz ist überzeugt: „Die Anwohnerinnen und Anwohner dürfen nicht die Zeche dafür zahlen, dass manche Airlines versäumt haben, in die Flottenerneuerung zu investieren und noch dazu ihre Start- und Landeverfahren nicht anpassen wollen. Es ist wichtig, den wirtschaftlichen Interessen der Airlines im Sinne der Anwohnerinnen und Anwohner mit einer wirksamen Lärmentgeltordnung entgegenzutreten. Dabei werden wir die Flughagengesellschaft unterstützen.“

Im Ergebnis zeigen sich die drei Abgeordneten mit dem FBB-Vorhaben zufrieden: „Seit der Einführung von Lärmentgelten in den 70er Jahren wurden diese kontinuierlich weiterentwickelt. Es ist gut, dass die FBB das gängige Verfahren entsprechend verfeinert und als erster Flughafen an die
aktuellen Entwicklungen im Luftverkehr anpassen will.“ Fischer, Barthel und Scheetz betonen aber auch, dass es noch offene Aufgaben gibt. Denn es sind aktuell erst die Hälfte der geplanten Lärmmessstellen in Betrieb: „Wir erwarten, dass bis zum Start des BER im Herbst alle Messstandorte
im Flughafenumfeld aktiv sind und Daten liefern. Darüber hinaus wünschen wir uns, dass die Messungen und Forschungen zum Thema Fluglärm weiter intensiviert werden. Im Sinne der Umlandbewohner ist das auch in Zukunft unbedingt nötig!“ so das Resümee der drei Abgeordneten nach ihrem Vor-Ort-Termin.